Wörtliche Rede, direkte Rede

Gute Dialoge schreiben

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Wie verfasst man gute Dialoge?

Grundsätzliches

Zuerst die schlechte Nachricht: Das Schreiben guter Dialoge ist ein hohe, sehr hohe Kunst. Nur wenigen Autoren gelingt es, Humor, Spannung, Dramatik oder den gemeinen Alltag derart in Dialoge zu verpacken, dass der Leser vor Lachen oder Trauer Tränen in den Augen hat, sich mit den Charakteren identifiziert oder das Buch gar nicht mehr weglegen kann. Zwar kann man Humor, Spannung usw. auch ohne Dialoge transportieren, aber mir Dialogen ist es lebhafter und interessanter. Dialoge sind ein mächtiges Werkzeug, dem man als Autor/in nicht genug Aufmerksamkeit widmen kann.
Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Mit ein wenig Sorgfalt und der Beachtung einiger grundlegender Regeln kann jede/r Autor/in ordentliche Dialoge verfassen.

Der heiße Brei oder direkte und indirekte Dialoge

Wenn man anderen Menschen zuhört und die Dialoge analysiert, wird man schnell feststellen, dass oft um den berühmtberüchtigten heißen Brei herumredet wird. Man sagt nicht, dass gestern fünf Grad waren, sondern, dass man sich den Arsch abgefroren hat. Es sind nicht 30 Grad, sondern es ist eine Affenhitze. Umschreibungen und Übertreibungen sind üblich, auch wenn der Faktenkern sehr überschaubar ist. Zwischendurch kommt man noch vom Hundersten ins Tausenste, möglicherweise ohne den Weg zu dem zurückzufinden, was man eigentlich sagen wollte.
Natürlich gibt es auch direkte Dialoge, in denen einfach Fakten mitgeteilt werden. Diese sind aber im Leben wohl deutlich seltener als die indirekten. Dies gilt jedenfalls für den privaten Bereich (spricht man bei einer Behörde vor, mag das anders aussehen).
In literarischen Werken ist das genau umgedreht. Hier sind Dialoge in der Regel kurz und knackig. Wer will schon seitenlange Dialoge von zwei Tratschenden lesen? Das mag zwar manchmal spannend sein, aber da sind wir wieder bei den brillianten Dialogen, die nicht jede/r schreiben kann.

Dialoge sind immer Kompromisse

Ein Kompromiss ist also, dass geschriebene Dialoge direkter sind als gesprochene. Das ist aber noch nicht alles. Nimmt man sich einen Roman aus dem Bücherregal und schaut sich die Dialoge an, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir es mit perfekten Menschen zu tun haben: Es gibt keine Wortfindungsschwierigkeiten, keine Füllwörter (gell, nicht wahr, ja, ähm usw.) und die Sprechgeschwindigkeit entspricht der Lesegeschwindigkeit. Das hat mit der Realtiät wenig zu tun. Zugunsten des Leseflusses und wider der Langeweile wird also - in der Regel - gekürzt. Es entstehen grammatikalisch korrekte Sätze ohne das eigentlich überflüssige, aber eben reale „Drumherum“. Stellt die Autorin/der Autor auf eine besondere Eigenschaft eines Charakters ab, kann das anders sein. Sucht der Protagonist eine Tankstelle in Bayern auf, kann man beispielsweise dem Tankwart das „Drumherum“ lassen. Lässt man aber einen wichtigen Charakter einen ganzen Roman durchstottern, kann das die Lesefreude ganz erheblich mindern.

Atmosphäre schaffen

Während die eigentliche wörtliche Rede eher dazu geeignet ist Spannung aufzubauen, die Erzählung inhaltlich voranzubringen oder Fakten an die Frau/den Mann zu bringen, kann man mit dem Begleitsatz eher Stimmungen vermitteln.
Diese Möglichkeit sollte man sich nicht entgehen lassen, denn der Dialog und mit ihm die Charaktere werden so greifbarer und plastischer. Ob man damit Sympathie oder Antipathie vermittelt, Geschwindigkeit aufnimmt oder veringert, Verständnis oder Unverständnis weckt - all das liegt in der Hand der Autorin/des Autors.
So kann eine Figur genervt reagieren, zögerlich fragen, hastig antworten; so leiste flüstern, dass man das Ohr ganz nah an den Mund führen muss; so laut schreien, dass sich alle anderen Gäste im Restaurant umdrehen usw. usf. Es gibt unendlich viele Varianten. Das viel zu häufige Verwenden des Begleitwortes „sagen“ ist vor allem eins: überflüssig. Das jemand etwas sagt, wird bereits durch die Anführungszeichen angezeigt.
Bei der Verwendung von Begleitsätzen ist aber zu beachten, dass man es nicht übertreibt. Begleitsätze sind sparsam einzusetzen. Es liest sich sehr wenig flüssig, wenn fünf wörtliche Reden und fünf Gegenreden jeweils einen Begleitsatz aufweisen. Für die Eindeutigkeit, wer etwas sagt, kann man schließlich auch inhaltlich sorgen. Auch bietet es sich an, bei Redner-Wechseln einen Absatz zu machen.

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